
Advent - Weihnachten
Advent bedeutet Ankunft, es ist die Zeit der
Vorbereitung auf das Weihnachtsfest (Weihnachten = geweihte Nacht / pt. Natal = Geburt [1]/ es./castellano navidad = Geburt von Leben für dich [2]/ en. Christmas = Messe von/für Christus
[3]).
Weihnachten ist heute ein heute in aller Welt verbreitetes Fest mit Familie und Geschenken. Eine Studentin aus Japan hat mir erklärt, dass Weihnachten seit einigen Jahrzehnten auch in Japan
gefeiert wird, ohne, dass dort die christliche Kultur verwurzelt oder es gar Feiertage gibt. Das Fest hat sich v.a. durch Konsum und Industrie auf der ganzen Welt festgewurzelt. Jeder mag
Weihnachten, die Liebe, die Atmosphäre, freut sich auf diesen Tag, freut sich die Familie zu sehen, gemeinsam zu essen, und natürlich auf die Geschenke.
Es ist ein besonderer Tag, es ist einer der schönsten Tag im Jahr und das ist auch gut so. Dennoch sollten wir uns alle mal wieder besinnen und uns klar werden, woher der Tag kommt, was er bedeutet und wieso wir in Deutschland zwei Feiertage haben. Es ist eine Geschichte die vor ca. 2000 Jahren passierte. Wir sollten uns klar werden, dass dort eine Person geboren wurde (historisch auch durch viele nicht Christen belegt), die die Welt nachhaltig veränderte. Es wurde nach ihr nicht nur eine neue Religion benannt, der Millionen Personen auf der Welt (zumindest auf dem Papier) angehören, es begann nicht nur eine neue Zeitrechnung, die weltweit auch in nicht-Christlichen Ländern verwendet wird, nein es kam ein Mensch auf die Welt, der der Menschheit Nächstenliebe gezeigt hat, der Menschen vergeben gelernt hat, der ausgeschlossene Menschen und Minderheiten inkludiert hat. Und egal ob wir uns als Christen bezeichnen oder nicht, egal ob wir einer Institution wie einer Kirche angehören oder nicht, auch heute kann sich jeder Mensch an Christus ein Beispiel nehmen und ihn als Vorbild für sein Handeln sehen. Wir leben in einer Welt wo wir mehr Nächstenliebe, mehr Vergebung und die Integrierung von Minderheiten und Ausgeschlossenen (indigene Völker, Menschen mit Behinderungen (physisch und psychisch), Menschen anderer Hautfarbe oder Herkunft, Menschen mit anderer sexueller Orientierung oder obdachlosen und Armen) benötigen.
Doch leider wissen viele Menschen weltweit und auch im
deutschsprachigen Raum nicht, dass Weihnachten die Erinnerung an die Geburt einer äußerst sozialen, menschenliebenden historischen Person handelt. Nein, ich will hier nicht missionieren, denn
auch ich bin gerade in einer Lebensphase wo ich sehr mit meinem Glauben, meiner Religion und Kirchenzugehörigkeit zu kämpfen habe. Aber ich will das Bewusstsein schaffen, was dieses Fest
bedeutet. Wenn ich Leute frage, was sie mit Weihnachten verbinden, werden die meisten vermutlich antworten: Familie, gutes Essen, Geschenke, Weihnachtsbaum Musik, Besinnlichkeit, andere aber
auch: Vorbereitungsstress, Geschenke kaufen, dekorieren. Diese Gedanken sind mir letztes wie dieses Jahr gekommen, als ich die (Vor)weihnachtszeit in Südamerika verbracht habe. Ich habe mich
gewundert, warum die Menschen hier Tannenbäume (aus Plastik – was das für Müll ist, weiß denke ich jeder) mit Lichterketten aufbauen, bei Veranstaltungen Schnee in Form von Schaum fallen lassen,
sich in rote warme Mäntel und Mütze anziehen oder Eiszapfenketten über die Straße hängen – bei 30°C, in einer subtropischen Region, in der keine Tannen wachsen, in der die meisten Menschen noch
nie Schnee gesehen haben und es auch abends nicht so früh dunkel wird. Absurd? War es für mich auch. Dass der Weihnachtsbaum/Christbaum wie wir ihn kennen, nicht mal ein christliches Symbol ist,
sondern sich irgendwann mit der Kultur sich vermischt hatte [4], zeigt auch, dass wir in einem dauernden kulturellen Wandel wohnen. Ich fragte mich also warum die Leute hier nicht mit ihren
eigenen Symbolen dieses Fest feiern, mit Palmen, Früchten und einem Geschenkebringer in Badehose (Wenn man schon Weihnachtsmann-Darstellungen will, die die konsumorientierte Form des Hl. Nikolaus
ist)?
Und schon kommen wir zu meinem letzten Punkt, der mich immer mehr aufregt: Der Konsumwahn. Ich MUSS Geschenke kaufen, nicht, dass man damit viele Dinge gekauft werden, die kein Mensch eigentlich
braucht, viele Dinge von kurzer Haltbarkeit, nicht nur, dass immer mehr online gekauft wird, womit Lohndumping gefördert wird und schöne kleine örtliche Geschäfte aussterben, sondern es besteht
ein regelrechter Zwang, für so und so viel Geld jedem gerecht etwas zu kaufen und daraus resultiert auch Stress. Es ist ja nicht so, dass ich mich nicht freue, über ein Geschenk, ich freue mich
etwas auszupacken, etwas nützliches, etwas was gemeinsam Zeit bringt oder einfach mal einen Pullover. Doch muss das alles neu sein, kann das nicht auch Second Hand sein oder etwas
Selbstgemachtes, worüber sich die Meisten Leute sowieso mehr freuen. Wieso geben wir dem Konsumzwang nach der von Industrie, Marketingabteilungen ins Leben gerufen und gefördert wird. Wie viel
von echtem Weihnachten, Freuden zu tun, steckt noch in Geschenken? Ich werde nie mehr in einen Laden gehen, um zwanghaft für Geschwister, Eltern oder Freunde Geschenke zu kaufen. Wenn ich etwas
sehe, entdecke oder einen gezielten Wunsch kenne, ist Weihnachten dennoch weiter ein schöner Moment, zu teilen. Trotzdem ist mein Wunsch dieses Jahr auch an meine Familie, nicht mir unnötig für
einen fixen Betrag Geschenke zu kaufen, sondern ich will etwas weitergeben. Wir Deutschen haben nämlich nicht viel zu wenig, sondern viel zu viel! Ich habe eben in den letzten 2 Jahren auch
gelernt deutlich minimalistischer zu leben, dass mein Kleiderschrank zu voll ist und wir mit unseren Ressourcen nicht wertschöpferisch umgehen und somit auch andere ausbeuten. Wir bringen
günstige Dinge auf andere Kontinente wie z.B. Plastik, aber die notwendigen und teuren Recyclingsysteme werden nicht mit exportiert. Wir denken Batterien sind die Endlösung, vergessen dabei aber,
dass die Batterieproduktion den CO2 Ausstoß nur verlagert, u.a. nach Asien und dass schöne Naturreservoirs [5] ausgebeutet werden. Klar ohne Konsum zu leben ist schwer bzw. nicht möglich, möchte
man nicht ganz abgeschottet leben. Aber jeder kann etwas Kleines dazu beitragen, in dem man weniger konsumiert, die Natur mehr schützt (z.B. auch mit der Eco-Suchmaschine Ecosia [6] oder auf
Ökostrom umsteigt). Ich habe deshalb für meine kleinen Wünsche meinem Vater gesagt, dass ich mich auch sehr über Second-Hand Dinge freue oder meine Mutter gebeten, lieber jemanden zu helfen, der
weniger hat und das Geld in die Patenschaft eines Kindes in Lateinamerika zu investieren. Nach einer Recherche habe ich mich für eine Patenschaft bei Plan International [7] entschieden, da es
eine renommierte, internationale NGO ist (die auch schon deutschen Flüchtlingen geholfen hatte). Mit 28€ (wo ca. 82% - nach einer als sehr transparent eingeschätzten Veröffentlichung – auch
wirklich bei dem Patenkind ankommen) im Monat kann ich einem Kin ein etwas besseres Leben ermöglichen. Auch wenn als Student mein monatliches Einkommen gering ist, lebe ich dennoch in guten
Verhältnissen und möchte das Leben eines anderen Kindes lebenswerter machen. 28€, das sind 0,98€ am Tag, 1-2 Kaffee oder Bier in der Woche oder oder oder. Ich denke, darauf könnten – wenn sie
wollen – sehr viele Menschen verzichten.
Und da es hier in Brasilien keinen Adventskalender (wo der Konsum übrigens schon beginnt) gibt, habe ich mich entschieden, täglich ein Gedicht zu schreiben über mein Leben oder Alltagsgedanken
die mir kommen.
- der Beitrag darf gerne weiter verbreitet werden, damit mehr Leute darüber nachdenken -
Nach dem Rundumschlag den ich jetzt gemacht habe, wünsche ich euch allen dennoch eine schöne Adventszeit und eine besinnliche und stressfreie Vorbereitung auf ein schönes Fest :)
[1] https://www.reflexoesevangelicas.com.br/2011/12/qual-o-significado-da-palavra-natal-e.html
[3] http://www.newadvent.org/cathen/03724b.htm
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachtsbaum
[5] https://www.dw.com/en/chiles-lithium-blessing-or-curse/a-43721539
[7] https://www.plan.de/weitersagen
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