Für ein jeden Austauschstudenten in Buenos Aires ein Muss: Eine Fahrt zu den Cataratas del Foz Iguazú. Während dem ganzen Semester werden von den drei größten Organisationen BAIS, PALS und
Argentina for All an jedem langen Wochenende Fahrten zum Dreiländereck von Paraguay, Brasilien und Argentinien angeboten. Mit meinen Freunden entschieden wir uns für das Wochenende Ende September
mit PALS, an welchem die meisten Austauschstudenten unserer Uni teilnahmen. 24h einfach mit dem Bus, 4 Busse á mehr als 50 Leute. In Summe fuhren in den vier Bussen „Asado“, „Gaucho“, „Mate“ und
„Tango“ somit ca. 250 Studenten mit. Vorweg konnte man gegen eine Spende von 200 Pesos (ca. 10 Euro) im Unteren Abteil einen Cama-Sitz (Bett) reservieren, was Maxime, Pauline, Sebastian wie ich
auch machten. Größere Beinfreiheit wie die größere Chance zu Schlaf zu kommen, waren eindeutig Argumente dafür – zumal das Geld an eine soziale Stiftung in Misiones (nördlichste Provinz
Argentiniens) gespendet wurde. Für eine große Spendenaktion, brachte fast jeder Student Nahrungsmittel mit, die später verteilt werden sollten.
Mittwochabend startete die Busfahrt. Die ersten Stunden wurde lautstark Party gemacht im Bus und von den meisten Studenten nicht zu wenig Alkohol konsumiert – ich hielt mich halbwegs zurück. Für
die Party konnte man oben bei den Spaniern weilen, als ich müde wurde, konnte ich unten gemütlich schlafen – samt Oropax und Augenbinde. Die Zeit im Bus wurde auch für viele Gespräche genutzt,
wie u.a. für Politik, wo verschiedene Welten aufeinandertrafen. FDP, Grüne, Die Partei oder Nichtwähler, die Stimmung war gemischt, nur eines hatten alle gemein: Die Rechtspopulisten kleinhalten.
Und natürlich war auch für ein paar Massagen Zeit, was wäre eine Reise ohne Massagen für mich :D.
Mittags nächsten Tages erreichten wir zuerst die Ruinen San Ignacio. Die Jesuiten gründeten in der Region (damals noch alles Teil von Paraguay – heute teilt es sich auf Paraguay, Argentinien und Brasilien auf) mehrere Kirchengemeinschaften, die die Einheimischen Indianer zum Glauben an Gott bringen sollte. Deshalb wird die Region in allen drei Ländern auch jeweils Misiones genannt. Die Ruinen waren für mich nicht wirklich neu, da ich ähnliche bereits in Paraguay gesehen hatte. Anschließend wurden die Lebensmittel an Familien und Organisationen verteilt, wo unser Bus aber leider nicht mehr dabei sein konnte. Dafür erhielten wir noch ein Paar Ständchen von einem Jungen live in unserem Bus.
Abends kamen wir in unserem Hostel an, genossen den Pool zusammen und gingen auf die erste Party im Nachbarhostel. Wie lang die ging, wird an dieser Stelle nicht verraten. Es geht aber das Gerücht rum, dass einige Studenten in den 3 Nächten nicht mehr als 5 Stunden in Summe geschlafen haben. Ein wenig mehr war es bei mir schon. Während der nächtlichen Feierei war es natürlich ein Muss in den Pool zu springen und Volleyball zu spielen :D
Am ersten Tag schauten wir uns die Iguazú Wasserfälle von der argentinischen Seite an. Ursprünglich waren die Cataratas an der Dreiländergrenze gelegen, im Laufe der Jahre haben sie sich aber
aufgrund der Wucht um 30km weg von der Paraguayanischen Grenze verschoben. Jährlich verschieben sie sich ca. 2cm Richtung Osten weiter. Im Nationalpark sahen wir einige Tiere – u.a. Gürteltiere
frei herumlaufen. Nach einem kurzen Spaziergang, wo alle 200m angehalten wurde für die besten Fotos und Selfies, erreichten wir die Bootablegestation zum „Gran Aventura“, einer ca. einstündigen
Bootsfahrt am Fuße der Wasserfälle. Es war gigantisch, Wasser von überall, von unten, von den Seiten und von oben. 50€ hat der Spaß umgerechnet gekosten, auch wenn ich ein wenig überlegt hatte
aufgrund des Preises, es war es einmalig Wert! Mit dem Boot geht es erst das Flussufer entlang ehe man die Wasserfälle flussseits sieht und zum Schluss in einige Strömende Fälle hineinfährt.
Einmalig. Unbeschreiblich.
Nach einer Mittagspause mit einem Eis – wo ich wie gewohnt aus ökonomischen Gründen eine 250g Portion Eis mit Maxime teilte – ging es in der Hitze weiter. Eis wir hier nämlich nicht nach Kugeln
oder Waffelgröße verkauft sondern nach Gramm in einem Styroporbecher. Die Waffel fehlt aber definitiv! Mit einem Truck fuhren wir mitten in den Dschungel hinein, wo uns unser Guide die
verschiedenen Tiere vorstellte. Leider hatten wir kein Glück und konnten keine Affen sehen :/
Zum Schluss stand noch eine Fahrt mit einem Zug zu den Gigantes an. Dafür gibt es keine Worte. Man muss selber einmal hin. Auch wenn die Touristemenge enorm ist, muss man einfach stehenbleiben,
innehalten und genießen. Soetwas habe ich noch nie in meinem Leben gesehen – und werde es vermutlich nie mehr sehen. Leider ging es danach auch schon zurück. Ich mag zwar Gruppenfahrten, aber der
Nachtteil ist, dass man sich die Zeit nicht so frei einteilen kann und nicht zu 100% die Orte genießen kann, da aufgrund der Menge an Studenten ziemlich getrieben wird.
Am Abend gab es nach dem Abendessen erst eine Brasilianische Show. Diese hat die Meinung stark gespalten. Eine Halbnackte Frau (ok, eigentlich hatte sie garnichts an) tanzte rhytmisch und einige
Jungs sollten sich öffentlich von ihr antanzen lassen. Eine breite Sexismusdebatte enstand, wo besonders wir Deutschen und die Amerikaner schockiert waren und teilweise den Veranstaltungsort
verließen. Eine Deutsche fragte mich danach: „Fandest du das sexistisch“, ich antwortete nur: „ja definitiv“, womit sie erleichtert feststellte, nicht die einzige gewesen zu sein. Ich habe dann
überlegt, ob das nur aus unserer Perspektive sexistisch ist und wie sich die Dame aus Brasilien gefühlt hat, ausgenutzt, einfach wie Arbeit oder sogar wohl. Die Kulturen sind verschieden, aber
muss sich eine Dame so vorführen lassen?
Die Gemüter kühlten sich ab und gingen zu einer weiteren Feier über, die für viele auch wieder sehr spät endete…
Am nächsten Tag war der Schlafmangel schon einigen anzusehen, auch wenn sie es versuchten mit Sonnenbrille so vertuschen. Es ging auf die Brasilianische Seite. Die Amerikaner konnten nicht mit,
da sie Probleme mit dem Visa hatten und nicht aus Argentinien ausreisen durften. Aber auch wenn die einzelnen Bürger nichts dafür können, so ist es nur gerecht, dass sie für jedes Land ein Visum
brauchen – es braucht ja auch schließlich jeder eines, der in die USA reist. Aufgrund eines Problems bei einem Personalausweis, mussten wir zwei Stunden an der Grenze warten – die perfekte
Gelegenheit für einen Nap. Nach einer halben Stunde mehr, haben wir wirklich brasilianischen Boden betreten, unglaublich. Ich bin in Brasilien! War ich schon überwältigt vom gestrigen Tag, setzte
dieser Nationalpark noch einmal einen oben drauf. Man sah die Wasserfälle in seiner Größe und Gesamtheit, sah die Wucht und Gewalt der Natur. Zum Schluss konnte man mithilfe eines Steges in die
Wasserfälle reingehen, wo ich am liebsten ein paar Stunden geblieben wäre, um die Natur zu genießen. Das war natürlich aufgrund des strikten Zeitplanes nicht möglich, dennoch reizte ich die
Minuten bis auf das letzte aus. Wasser überall, wirklich überall, ich sah nur Wasser, Wassertropfen und eine gigantische Natur. Man kann es nicht in Worte fassen…
Für den bekannten Park mit den Papageien blieb leider keine Zeit mehr, da der reservierte Tisch in einem großen Asado Restaurant wartete. Buffet an Grillfleisch, Salaten und Nachspeisen. Der
Traum eines jeden Mannes. Am Ende kugelten wir alle aus dem Restaurant. Zurück im Hostel entschlossen wir uns, gemeinsam eine Runde Laufen zu gehen. Gemeinsam mit Zoe, Charlotte, Jamil und Maxime
ging es los. Freischnauze. Dass wir am Ende genau bei dem Dreiländereck rauskamen, war nicht geplant, aber auch wunderbar, zum Genießen. Ein Flussdelta und auf jeder Seite des Flusses ein anderes
Land, mit anderer Kultur, Sprache und Währung sowie Zeitzone– so etwas kennen wir Europäer nicht. Wir kamen eine halbe Stunde vor einer tollen Wassershow, die mit Musik und Licht untermalt wurde.
Was für ein Zufall. Einfach nur geil. Zurück mussten wir viel Bergauflaufen, gutes Training. Dass Maxime und ich die anderen drei Läufer nur für unser Projekt ausnutzten, wusste zu dem Zeitpunkt
noch keiner… Zur Abkühlung folgte noch eine Runde Schwimmen im Pool.
Nach dem Abendessen, startete so langsam die Afterparty, Mottoparty. Verkleidet. Die Spanier haben sich tatsächlich alle Verkleidungen gekauft. Ich ging mit Maxime als Marathonläufer, das war
auch schon ziemlich witzig
😊 Der Abend verlief sehr schnell und es wurde sehr schnell sehr spät und der Morgen kam definitiv zu früh.
Am Morgen ging es sofort zurück mit dem Bus, es war Sonntagmorgen. Wahltag, Bundestagswahl. Ab 13h unserer Zeit war es nunmehr das einzige Gesprächsthema. Wir fielen in Starre. Die ersten Zahlen,
die wir mit schlechtem Internet unterwegs empfangen konnten waren 16% AfD bei weniger als 50% Wahlbeteiligung. Wir konnten das alle nicht glauben. Wie konnten nur so wenige Menschen zur Wahl
gehen? Es stellte sich nach ein paar Stunden als Irrtum heraus. Die erste Zahl, die wir lasen, war nur die Wahlbeteiligung bis Mittags. Wir verfolgten die aktuellen Stände immer weiter.
Daheim angekommen, redete ganz Argentinien über die Wahl in Deutschland. Jeder hier kennt Merkel und liebt sie. Die Bevölkerung hier kann nicht verstehen, wenn man zumindest nicht der größte Fan
von ihr ist, da muss man sich immer erklären. Im Radio bei der Taxiheimfahrt vom Bus hörten wir einen sehr langen Beitrag über die Wahl in Alemania. Interessant war die Darstellung der AfD, die
hier „Ultraderechas“ und „Neonazis“ genannt wurden in jeglicher Presse. Der Schock über das hohe AfD Ergebnis war hier gefühlt noch Größer als in Deutschland. Ein Freund in Deutschland sagte mir:
„Ich bin froh, dass es nicht mehr geworden ist“. Ist die Stimmung wirklich so drastisch in meinem geliebten Heimatland?
Zusammengefasst: Es war eine gigantische Fahrt, mit Naturspektakel. Und was in Iguazu passiert, bleibt in Iguazu (Que pasa en Iguazu, queda en Iguazu)!!
P.S. Ich habe mal wieder einen Auftrag meiner Freunde Basti und Julian eingelöst: „Schalte zwei Tage dein Handy ab“
P.S.S: Ich habe mich über die sieben Weltwunder gebildet und mich geschämt, dass ich den Taj Mahal nicht kannte... Die Iguazu Wasserfälle gehören nämlich zu den sieben neuen Naturweltwundern! Zu Recht!
Wer Videos davon sehen will, der kann diese auf dem Youtubekanal meines Freundes Silvilo sehen: https://www.youtube.com/watch?v=xV3IYKIZN-8 und https://www.youtube.com/watch?v=v8p62eQTZP0
Ein wenig Spanisch kann man damit nebenbei auch noch lernen :)
Kommentar schreiben