Kapitel 3, Vers 16-19: Madrid

Lukas und ich verabschiedeten uns am Sonntag Abend und stiegen in verschiedene Richtungen in die Nachtbusse ein. Ein wenig Wehmut schwang mit, haben wir doch jetzt zwei sehr intensive und sehr schöne gemeinsame Wochen erlebt mit viel Kochen, vielen Unterhaltungen, guten Gesprächen und Wegen. Der Nachtbus diesmal war leider kein „Luxusbus“, somit viel mir das Schlafen viel schwerer. Auch weil neben mir nicht Lukas, sondern eine unbekannte Frau saß. Angekommen in Madrid bin ich schließlich um 5:50h in der Früh. Was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, war an diesem Montag Stadtfeiertag in Madrid. In sehr katholischen Spanien hat jede Stadt einen Stadtheiligen und an dessen Feiertag ist frei und alle Läden haben geschlossen.
Da ich leider nicht wie erhofft mein Gepäck im Hostel unterbringen konnte und einfach keine Ahnung von nichts hatte, ging ich erstmal in den Mc Donalds Frühstücken. Ich muss sagen, ich habe mich schon ein wenig einsam und alleine gefühlt. Um 9 Uhr traf ich mich dann mit Irene, eine echte Madrilenin (so nennt man die Einwohner Madrids), eine Freundin von zwei Freunden aus meiner Heimat. Das Gepäck konnte ich in ihrem Büro unterstellen. Sie zeigte mir daraufhin eineinhalb Stunden die wichtigsten Punkte in der Stadt. Den Nullpunkt der sechs wichtigsten Autobahnen, den Marktplatz, die Kathedrale uvm. Danach entschied ich mich wieder bei einer „Free Walking Tour“ teilzunehmen. Ich forderte mich heraus und entschied mich diesmal für die spanische Variante. Dort scheiterte ich aber kläglich. Konnte ich mich doch zuletzt gut auf Spanisch unterhalten, war – auch meiner Müdigkeit geschuldet – diese Tour einfach zu hart für mich. Der Guide sprach schnell und erzählte mit Fachwörtern gespickt was die Stadt Madrid ausmache. Nach der Pause entschloss ich mich, bei der englischen Tour weiterzumachen, was in dem Moment definitiv die richtige Entscheidung war. So erfuhr ich noch von dem in spanischen genannten „mañana caso“. Was ist ein sogenannter „Morgen Fall“? Ich sag nur drei Buchstaben: BER. Die Kathedrale in Madrid wurde nämlich ca. 100 Jahre lang gebaut, von verschiedenen Architekten, die immer wieder ganz andere Vorstellungen hatten. So ist die Kathedrale – wo ich auch einen Gottesdienst besuchte – von drei verschiedenen Baustilen geprägt. Die Madrilenen sind aber stolz, dass sie nicht den größten mañana case der Republik haben, denn da gibt es ja noch die Sagrada Familia in Barcelona. Auch die Geschichte von der Spanischen Königin Isabel II. fand ich durchaus interessant. Sie heiratete ihren Cousin, der allerdings homosexuell war, unterhielt aber parallel sämtliche Liebschaften aus welchen Kuckuckskinder entstanden. Die normale Bevölkerung wusste das jedoch nicht, da den König das nicht störte, da er homosexuell war.
Ich erkundigte die Tage selbstständig die Stadt. Besonders gefallen hat mir das neue Rathaus (Plaza de circulo), in welchem verschiedene Ausstellungen parallel stattfinden, von Ärzte ohne Grenzen über Gemälde bis hin zu Lebensumständen hinterfragenden Ausstellung 24 Stunden. Hier hielt ich mich in Summe sicher einen halben Tag auf. Ich ging
Meine beiden Abende in Madrid hatte sich Irene extra freigenommen, um mit mir etwas unternehmen zu können. Ach ja, was denkt ihr hat Irene mal studiert? – Genau, Elektrotechnik! Sie findet es übrigens sehr komisch, was wir Deutsche alles machen nach dem Abitur: Reisen, Freiwilligendienste etc. Auch, dass wir für das Studium länger brauchen ist für sie komisch, was klar ist, da in Spanien die Uni viel verschulter ist und eher mit unserer Schule als Uni zu vergleichen ist. Alles hat fix einen Plan, an den sich Studenten und Dozenten halten und zusätzliche Angebote, so scheint es mir, gibt es auch deutlich weniger. Die Stadt hat mMn allerdings an sehenswerten nicht soviel zu bieten wie Barcelona oder auch Valencia.
Am ersten Abend gingen wir auf jeden Fall -  da Stadtfeiertag war -  auf das jährliche Madrider Volksfest, was ich durchaus interessant fand. Wie bei uns gibt es viele Buden mit Essen, aber auch mit Kleidung. Dazu gibt es eine rießige Bühne, auf der Konzerte parallel stattfinden und etwas abgelegen gibt es noch einige Fahrgeschäfte, die aber nichtmal sie als Einheimische kannte. Allerdings war sie auch erst das zweite Mal auf dem Volksfest in ihrem Leben. So blieben wir da ein bis zwei Stunden, unterhielten uns, lauschten dem Konzert. Zudem probierte ich Schweineohren, eine Spezialität dort. Sonderlich geschmeckt hat es mir allerdings nicht.
Am nächsten Tag trafen wir uns im Park, der echt schön ist, einen Rosengarten beinhaltet wie einen Glaspalast, der außerhalb der Halterungen nur aus Glas gemacht ist. Der Park ist wie in Erlangen ein nettes Plätzchen zum Treffen, Picknick machen und runterkommen. Hier lernte ich auch einige spanische Vokabeln kennen. Die beiden die mir am meisten in Erinnerung blieben ist „subibajo“, was übersetzt soviel wie „raufrunter“ bedeutet. Subibajo heißt auf Deutsch Wippe. Tobogán heißt Rutsche, und ich hatte mich echt noch nie gefragt, warum das eine Fahrgeschäft auf der Wiesn Tobogán heißt? Irene hatte extra ihren Deutschuntericht verschoben, um mir Spanischunterricht zu geben, zumindest so in gewissermaßen. Sie hat mich sehr gut immer wieder korrigiert, mir Dinge erklärt und ich denke, das wird mir noch nachhaltig bleiben. Kennengelernt haben wir uns letzten Sommer beim Ochsenrennen in Münsing und Irene meinte mein Spanisch hat sich in den zehn Monaten erheblich verbessert, was mich echt gefreut hat und mir Mut gemacht hat, dranzubleiben, weiterzumachen. Irene arbeitet übrigens seit Abschluss ihres Studiums in einem Verlag für katholische Bücher. Das zeigt mir, dass heutzutage mit dem Studium eine berufliche Laufbahn nicht definitiv vorgegeben ist. Man kann immernoch quereinsteigen, besser denn je. Dennoch ist mein Studium denke ich für so ziemlich alles eine gute Grundlage.

 

Am Morgen meiner Abreise ging ich in eine Panería zum Frühstücken. Das was ich cool fand ist, dass eine heiße Schokolade nicht viel anderes ist als bei uns ein Schokopudding, viel viel Dickflüssiger und geiler als bei uns. Danach wollte ich das Olympiastadion anschauen, denn es gab eine Ubahn Haltestelle, die so hieß. Als ich ankam stellte ich fest, das das nur eine reine Baustelle ist und ein Stadion gebaut wird, in dem Atletico Madrid spielen wird. Später stellte sich heraus, dass Madrid gerne die Olympischen Spiele veranstalten würde und deshalb mehr oder weniger dafür jetzt schon das Bauen beginnt. Dennoch war es nett, mal außerhalb dieser großen Stadt zu sein. Rechtzeitig wollte ich zum Flughafen fahren, denn ich kannte den Flughafen nicht, der definitiv größer sein wird als Alicante. Mit meiner Zeitkalkulation kam ich diesmal allerdings 2h vor Abflug am Gate an.  Was ich allerdings eine Frechheit fand, war, dass obwohl Tariftechnisch der Flughafen im inntersten Kreis gehört ich um den Flughaben zu betreten eine 3€ Gebühr zahlen musste. Das nenne ich einfach Abzocke. Das sind auch Kosten, die man bei der Vorabkalkulation einfach nicht weiß und einberechnen kann. Ich kenne es einfach noch nicht, dass der Check in, die Personenkontrolle etc. alles so schnell geht. Bin ich doch davor zuletzt vor ca 5 Jahren geflogen, wo man viel länger und öfter irgendwo anstehen musste. Dennoch war es gut so, denn jetzt erst realisierte ich, dass meine Zeit in Spanien schon vorbei war. Krass, so schnell. In meinem Kopf lief nocheinmal der Film ab von allem, was ich hier erlebt hatte und ich nahm mir nochmal Zeit für mein eigenes Tagebuch, wo ich privatere Dinge festhalte. Es geht einfach alles so schnell.

Mein Fazit zu Spanien:
1. Leben würde ich am liebsten in Valencia und am Wenigsten in Madrid
2. Für eine Städtetour fand ich Barcelona am Schönsten und Madrid hat mir auch hier am wenigsten gefallen
3. Preisetechnisch liegt Barcelona ganz ganz hinten
4. Ich kann Spanisch, mich verständigen, werde laufend besser (Könnte aber noch mutiger sein, Leute anzusprechen) – und Vokabeln mehr aufschreiben und wdh. Bei einer Sprache lernt man nie aus.
5. In jeder der drei Städte gibt es ein vernünftiges, gut ausgebautes, gut genutztes Bikesharingsystem. Warum ist sowas nirgendwo in Deutschland verbreitet? Manchmal muss man von A nach B und von C zurück nach A, da ist ein Bikesharingsystem sicher sehr gut!
6. Gute und sehr günstige Nahverkehrssysteme (wenn man 10er Tickets und nicht Touritickets nimmt)

 

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