Auf nach Barcelona ging es dann am Freitag Morgen. Ungewohnt früh (5:50h) sind wir aufgestanden, um möglichst günstig viel Zeit in Barcelona verbringen können. Dass Barcelona ein sehr teures
Pflaster ist, war uns seit den langen Recherchen bereits davor klar. Wir hofften eigentlich über Couchsurfing ein Plätzchen zum Schlafen zu finden. Aber so einfach, wie wir uns das vorgestellt
haben, war es dann doch nicht. So buchten wir also das günstigste Hostel (ca. 17/18€ pro Nacht) und nahmen einen Bus (https://www.alsa.es/en/login) Was wir zuerst nicht kapiert hatten, war, dass
wir wegen der Auslastung einen Luxusbus gebucht hatten, der in die Kopfstützen ein Kinosystem integriert hatte und einfach nur saubequem zum Schlafen war, sowie eine große Beinfreiheit hatte.
Manchmal muss man sich auch auf einer Backpacking-Reise mal bissl Luxus gönnen.
Angekommen ist uns gleich ins Auge gestochen, dass die erste Sprache nie Spanisch, sondern immer katalanisch war. Danach folgten Spanisch und Englisch oder Französisch. Katalanisch ist für mich
eine Mischung aus Spanisch und Französisch, was aufgrund der Regionalen Konstitution durchaus auch Sinn macht. Dazu sollten wir aber später noch mehr erfahren. Wir machten uns gleich auf den Weg
zu unserem Hostel, um das etwas lästige Gepäck loszuwerden. Da stellten wir fest, Barcelona mag zwar ultrateuer sein, doch Metro fahren ist sau sau günstig, solange man die 10er Tickets und nicht
die Touristentickets nimmt. Nachdem wir erfolgreich eingecheckt waren, überlegten wir was wir den restlichen Tag anstellen könnten und entschlossen uns eine Wanderung hinauf zum Tibidabo zu
machen. Das ist eine historische Kirche auf einem Berg, direkt neben einem rießigen Freizeitpark. Von dort aus kann man wunderbar über die ganze Stadt hinwegsehen und die Dimensionen erahnen. Das
war so ein wunderschöner Ort, nicht so überfüllt mit lauter Touristen, nicht so hetzig und schnell. Man kommt dort echt sehr sehr gut zur Ruhe, hat eine wunderschöne Kirche neben sich mit einem
netten kleinen Örtchen. Auf dem Rückweg entdeckten wir noch ein abgelegenen Hochstand, der scheinbar dafür da war, dass man früher im Falle eines Waldbrandes von weiter oben den Brand überblicken
konnte. Menschen waren halt eben schon immer kreativ. Dort wehte uns der Wind um die Ohren, aber nicht nur der Ausblick war gigantisch, sondern auch das Erlebnis da hochzukraxeln :D
Die Wanderung war bei guter Temperatur einfach nur gigantisch! Ich mag solche abgelegenen süßen Plätzchen und dann noch dazu mit Lukas. Leider geil. Wir hatten unglaublich witzige und gute
Gespräche unterwegs. Ein Thema, an das ich mich noch gut erinnern kann, war Mexiko. Lukas lebte jetzt einige Monate mit zweien zusammen und ich fragte mich, was die USA eigentlich gegen Mexiko
hat. Da wurde mir eines klar, was man sonst nicht so weiß: Jeder in der USA Geborene erhält automatisch die US-Staatsbürgerschaft und hat Anrecht auf Kindergeld. Deshalb gehen viele Mexikaner in
die USA um dort ihre Kinder zur Welt zu bringen und kassieren dann die Gelder. Das ist zumindest ein plausibler Grund – den hier eigentlich fast keiner weiß – der die Abneigung der USA gegenüber
Mexiko erklärt. Aber das ist eigentlich das Problem der USA und deshalb eine Mauer bauen, die Mexiko bezahlne soll?! Der Plan war am Abend gemeinsam zu Kochen und deshalb suchten wir einen
Supermarkt auf. Und ich muss sagen, dafür ist die Entwicklung mit den Handys manchmal schon recht praktisch. Und dafür ist auch das ab 15.6. eingeführte Gesetz, dass es in der EU keine
Roaminggebühren (Achtet da aber bitte bei den Tarifen drauf, denn wie überall gibt es nämlich auch hier Schlupflöcher und Fallen!) mehr geben darf, echt sau gut! Das was wir dann aber als
Supermarkt fanden, war einfach nur legendär. In einem Nebenraum einer Wirtsbude war ein nettes kleines Märktchen eingerichtet mit allem was man braucht. Wir zokauften natürlich für unsere
mittägliche Brotzeit Baguette und Churizzo-Salami, sowie Salat und kleine Tomätchen. Für unsere zwei Abendessen entschieden wir uns für Pasta mit verschiedenen Saucen. Pasta ist einfach immernoch
geil auch nach 3,5 Jahren Studium ;)
Am Abend schlugen wir uns noch darum, Plätze zu buchen für den Park Güell, den sehr bekannten Gaudi Park. Wir waren beide der Meinung, dass die ganzen Gaudidenkmäler, Häuser und die Sagrada
Familia einfach nur überteuert sind (zw. 20-30€ für Studenten) und einigten uns darauf, nur eines anzuschauen und zwar den Park Güell. Dafür muss man allerdings online davor die Plätze für einen
gewissen Zeitslot buchen, was wir auch erst in Barcelona erfuhren. Gott sei Dank aber bevor wir dort anstanden. Nachdem der Park vormittags ausgebucht waren, änderten wir unsere Pläne und drehten
die Reihenfolge ersteinmal um. So besichtigten wir den Hafen, die Kolumbusstatue, die bekannte Straße Rambla, die aber jeder Einheimische meidet und mittlerweile nur voller überteuerter
Essensbuden und Souvenirläden strotzt. Dort hatte ich auch das Gefühl alle 10 Sekunden alles zu kontrollieren, dass mir nichts geklaut wird. Hier kam mein von Freunden geschenkter Bauchbeutel
erstmals zum Einsatz
😃
Am Nachmittag nahmen wir an einer „Free Guided Tour“ teil. Das Konzept kannte ich bis dahin nicht und scheint v.a. in Spanien verbreitet zu sein. Die Teilnahme an der Tour ist prinzipiell frei
und am Ende gibt man soviel, wie man denkt, dass es wert war. Solche alternativen Konzepte mag ich ungeheuer gerne! Ich kann jedem nur empfehlen solche Touren in allen großen Städten zu machen.
Nach meinen Recherchen habe ich auch entdeckt, dass zumindest in München und Berlin solche Touren auch langsam sich verbreiten. Wir machten die Tour auf Englisch, allerdings von einer Spanierin
und oftmals kam ich in der ihrem Englisch nicht so ganz mit. Was ich danach noch weiß, ist, dass in jeder Stadt Spaniens es einen Brunnen gibt, für die städtischen Fußballmannschaften, an welchem
diese feiern. Dieser ist am Ende der Rambla. Auch interessant war die Flaggenkultur in Barcelona. Viele Einwohner lassen an ihren Fenstern die Katalonische Flagge mit einem blauen Dreieck mit
Sternen hängen, was soviel heißt, dass diese die Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien unterstützen und befürworten. Ein paar Gegner dieser Idee lassen die Spanische Flagge provokativ aus ihren
Fenstern hängen. Zum Schluss erhielten wir von Martha, unserem Guide, ein paar Weggehtipps, doch auch hier später zu mehr. Danach machten wir uns auf den Park Güell zu besuchen. Ein
atemberaubender Ort, mit Blick über die Stadt. Der Park Güell liegt auf einem Hügel bisschen abseits Barcelonas. Dort sollte Gaudi – damals noch als Student – einen ganzen neuen Stadtteil anlegen
und wurde von einem Gönner durch Geld sehr unterstützt. Diesem gehörte damals noch der ganze Abschnitt. Aus Kosten- und Logistikgründen (Brückenbau, Kanalisation etc.) wurden der Bau und die
Pläne doch sehr schnell wieder eingestampft. Einer von Gaudis Schülern baute dann noch eine Terrasse (da wo die Topaussicht ist) über einen offenen Marktbereich, der durch viele Säulen geschmückt
ist. Wir blieben einige Zeit in dem Park und genossen die Aussicht. Es war auch mal wieder was anderes als Gebäude und Denkmäler nur von Außen anzuschauen. Deshalb entwickelten wir die Idee für
uns Studenten weiter und lasen in Zukunft im Internet/Wikipedia über die Denkmäler und Häuser nach, welche wir anschauten.
Danach erfüllte ich mit Lukas die zweite Aufgabe von Basti und Julian, die ich auf meinem Weg in den nächsten Monaten bewältigen darf. Wir sollten einen Geocache suchen, da ich das echt gerne
mache. Das erste Problem dabei war, die Beschreibung war nicht Spanisch sondern Katalanisch. Aber wofür gibt es heutzutage denn Googletranslator. :) Nach einiger Zeit und einem kleinen Hindernis
fanden wir die gefährliche Schlange und einen echt nett gemachten Cache. Danke nochmal ihr zwei für die Aufgabe. (Aufgabe #1 war Postkarten an Freunde zu schreiben, da war ich auch schon ziemlich
fleißig). Durch unsere lange Cachesuche und die belegte Küche wurde das Kochen und Essen etwas später, so 22-23h etwa. Aber wir passen uns ja gerne den örtlichen Gegebenheiten an (wie in
Spanien)
Am Abend trafen wir dann ein Mädel aus Chile (oder doch Peru?!), das früher – na was wohl – studiert hatte? Genau E-Technik. Sie hatte aber das Studium abgebrochen, weil es ihr keinen Spaß mehr
machte. Sie will jetzt wohl Tanzlehrerin werden. Da sie in Deutschland studiert hatte, sprach sie auch wunderbar Deutsch und unsere multilingualen Gespräche nahmen ihren Lauf.
Am nächsten Tag nahmen wir uns weitere Sehenswürdigkeiten an, an welchen es in Barcelona definitiv nicht mangelt. Deshalb kommen jedes Jahr seit der Olympiade immer mehr Touristen als im Jahr
zuvor. Die Sagrada Familia wollten wir zumindest von Außen definitiv nochmal sehen. Sie ist schon echt ein Prachtstück und soll in 20 Jahren evlt. Mal fertig sein. Wer weiß, wie viele Architekten
daran schon gebaut haben. Da die Eintrittsgelder sowas von eine Frechheit sind, etablierte sich der zuvor schon oft verwendete Ausruck „Schauen wir uns doch einfach ne Doku an“ :D. Auch der Plaza
Espana durfte natürlich nicht fehlen, welcher durch ein Tor auffällt Richtung Montejuice und eine Stierarena, welche zum Einkaufszentrum umgebaut wird. Solche Nutzungskonzepte gefallen mir sehr
gut. Nachhaltige Nutzen und dennoch ein historisches Gebäude. Darin untergebracht ist u.a. ein Kino, einige Restaurants und Modeläden. Neben dem Plaza España befindet sich auch eine Messehalle,
welche für sehr viele internationale Kongresse verwendet wird. Als wir da waren, fand zeitgleich die internationale Automobilmesse statt.
Danach bestiegen wir noch den Montejuice wo man von der Kirche aus auch wieder an diesem fantastischen Tag einen fantastischen Ausblick hatte. Zudem spielte ein Einheimischer echt schone und
passende Musik. Romantischer geht’s eigentlich kaum. Danach verweilten wir noch im echt schön erhaltenen Olympiapark und informierten uns über die Olympischen Spiele 1992, die ganz besonders
waren, da erstmals wieder eine gesamtdeutsche Mannschaft antrat und die Sowjetunion aufgelöst wurde. Das Olympiastadion ist noch sehr gut erhalten und wird von einer Firma für zahlreiche
Sportaktivitäten im Freizeitbereich genutzt. So kann jeder einen Tagespass zahlen und damit auf der Tartanbahn laufen, Renn-Rollstuhl fahren, Fußball gegen einen Torwart machen und ähnliches.
Über 30 Sportangebote sind auf dem Gelände verteilt. Auch hier gefällt mir die nachhaltige Nutzung dieses Geländes. Danach besuchten wir noch das griechische Theater, wo sich gerade ein paar
Feuerkünstler zum Fotoshooting trafen, was uns ein wenig belustigte. Aber einfach die Momente und die Zeit zu genießen war auch traumhaft, was man sonst im Alltag viel zu selten macht!
Als wir unser Gepäck von der Unterkunft abholten, wollten wir einmal gemeinsam Tapas Essen gehen, weil ich das in den zwei Wochen noch gar nicht gemacht hatte und um den Abschied würdig zu
begehen. Also folgten wir dem Tipp unseres Guides in ein Restaurant ein wenig abseits, was nicht ganz so touristisch sein sollte. Von wegen, es war nahezu überlaufen. Aber wir blieben und
genossen die guten Tapas. Es war schon ein krasser Kontrast, die ganze Zeit zu sparen, Sandwiches mitzunehmen und aufeinmal völlig underdressed in einem etwas nobleren Tapas Laden zu sitzen – in
Freizeitklamotten mit Backpacking Rucksack. Alles was war das Wochenende bei Essen, Unterkunft und Aktivitäten eingespart hatten, haben wir jetzt einfach mal verbraucht.
Leider gibt es von diesem Wochenende wie von den zwei gemeinsamen Wochen keine Dokus, aber Lukas wir müssen sehr sehr viele noch gemeinsam anschauen ;)
Wir waren jetzt mehr als zwei Wochen jeden Tag aufeinandergesessen, haben gemeinsam gegessen, gekocht, den Tag verbracht. Es war eine unglaublich coole und intensive Zeit. Die gemeinsame
Urlaubsplanung lief reibungslos, wir waren immer der gleichen Meinung was man wann wie anschauen könnte, dass man gemeinsam kocht, einfach mal verweilt. Ich hoffe, dass wir wiedermal gemeinsam in
einen Urlaub fahren können! Der Abschied war echt richtig richtig schwer, und es ist sogar wieder eine kleine Träne geflossen, v.a. weil wir uns wahrscheinlich für acht Monate mehr wieder nicht
sehen.
Fazit Barcelona: teuer, sehr mit touristen überfüllt, muss aufpassen nicht abgezockt zu werden, aber sehr sehr schön und sehenswert. Das Konzept des Inout Hostels
(http://www.inouthostel.com/en/) , dass Behinderte (aller Art: Amputationen, geistig, Fehlbildungen…) zu mehr als 80% die Tätigkeiten in der Unterkunft stemmen. Von der Frühstücksausgabe, über
die Gartenherrichtung bis Hin zur Bar wird von Ihnen betrieben. So finden sie Platz in der Gesellschaft, können sich vernünftig einbringen, sehen andere Menschen, denen es ähnlich geht, werden
betreut und dürfen arbeiten. Einfach klasse!
Kommentar schreiben