Kapitel 3, Vers 9-12: Uni Spanien

Die Zeit vergeht so krass schnell, schon war meine zweite Woche in Valencia angebrochen. Die erste Woche stand im Zeichen eines Spanischkurses, die zweite Woche wollte ich Lukas in der Uni begleiten und mir mehr Zeit für die Stadt nehmen, wie gemeinsam an den Strand zu gehen.

 

Montags war ich mit ihm im Praktikum und wir haben abends für die ganze WG gemeinsam etwas deutsches und vegetarisches gekocht. Wir standen drei Stunden in der Küche und haben für acht Leute Käsespätzle und Apfelstrudel gekocht. Es hat sehr Spaß gemacht und alle Mitbewohner aller Nationen (Mexiko, Island, England und Frankreich) wollten das Rezept haben – Problem dabei: Wir haben frei Schnauze gekocht ^^ Es hat so Spaß gemacht gemeinsam zu kochen, gemeinsam zu essen und sich auszutauschen, international, auf Englisch und Spanisch.

 

Dienstag besuchte ich mit Lukas den Spanischkurs, wo man die Mentalität der Lehrerin sofort merkte. Eine etwas unstrukturierte wuselnde Spanierin, die von einem aufs andere Thema springt ohne es gleich fertig auszuführen. Dennoch war ihr Unterricht echt gut und interessant. Gut fand ich auch, dass sie immer aktuelle Nachrichten aus Europa mit einbezieht, dass die Studenten kurze Fachvorträge halten sollten etc.. Ich habe nochmal einiges gelernt auf Spanischer Ebene wie einfach einen Einblick erhalten in anderen Unterricht. Danach besuchten wir mit Lukas Mitbewohnern den Strand, spielten Frisbee, Volleyball, gingen Baden und chillten in der Sonne, ehe ein frischer Wind uns zum Heimgehen bewegte. Am Abend stand nochmal Unterricht auf dem Programm an der „Escuela de Tecnologias“ der Universitat de València (das ist Valencianisch). Am Abend schauten wir mit der WG gemeinsam den Vorentscheid des Eurovision Song Contests, was v.a. Sara und Ausa aus Island initierten, da sie dort vertreten waren. Die Isländer machen daraus auch immer ein besonderes Trinkspiel, wo sie bei verschiedenen Aktionen der Darsteller trinken muss, egal ob das Lied auf Englisch oder in Landessprache ist, wenn die Sänger auf die Knie gehen oder der Schlagzeuger aufsteht. Würde man das ernsthaft durchziehen, wäre man nach 15min fertig mit der Welt, also ich zumindest, aber vlt. Sind Isländer ja trinkwütiger (obwohl Alkohl dort fast ein Vermögen kostet). Es war auf jeden Fall noch ein netter Abendausklang.

 

Am Mittwoch machten wir Vormittags eine Stadttour, besichtigten die Altstadt, Märkte, Kirchen etc. Wir trafen noch eine andere Erasmusstudentin aus Polen mit ihren Freunden, was auch cool aber auch ein bisschen vogelwild war. Kirche habe ich keine angeschaut, da alle Eintritt verlangten, was ich unter aller Sau finde, ist eine Kirche doch ein Gebetsort und kein Museum. Die Leute sollen da reingehen sich das in Ruhe anschauen, beten und wieder herausgehen. MMn können sie gerne eine Spende für die Instandhaltung geben, aber fast überall in Spanien, wo ich war, verlangten die Kirchen 5-10€ Eintritt, wenn nicht noch mehr. Ich musste natürlich auch ein weiteres Gericht aus Valencia probieren: die sogenannte Horchata, eine Mandelmilch, an der sich die Geister trennen. Mir hats geschmeckt :)
Am Nachmittag gingen wir nochmal gemeinsam in die Universität, um einen Kurs zu besuchen, auch wenn ich nicht alles verstand, da die Dozentin sehr schnell sprach, habe ich dennoch einiges mitgenommen, v.a. da ich grob das Thema in Deutschland schon einmal behandelt hatte. Danach besuchten wir das "Museum" (so nennt es die Universität wirklich), in welchem im Unigebäude Ausstellungen verschiedener Telekommunikationseinrichtungen von Erfindung bis heute dargestellt waren. Beeindruckend! Da hatte ich wieder richtig Lust, in der Richtung mich weiterzubilden.
Am Abend entschieden wir entgültig am Freitag früh für ein langes WE nach Barcelona zu fahren. Die Organisation davon kostete uns einiges an Zeit und war gar nicht so einfach, wie wir das uns vorgestellt hatten. Fahrten vergleichen, Zeiten, Unterkünfte zu suchen etc. Spätestens jetzt wurde uns klar, dass Barcelona schweineteuer ist, denn das günstigste Hostel, was man etwas abseits noch finden konnte, waren 17€ pro Nacht. Dass Barcelona aus Tourismus pur besteht und die verlangen können was sie wollten wurde uns später auch klar.

 

Am Donnerstag nahmen wir uns jeder nach dem Spanischkurs den Nachmittag Zeit, organisatorisches durchzuführen, Dinge zu erledigen und zu planen. Man muss ja auch nicht jede Minute sich auf die Eier gehen 😝

 

Fazit der Woche: Valencia ist eine sehr schöne Stadt, in der man gut und günstig leben kann. Es hat eine schöne Altstadt, einen neuen modernen Teil (Ciudad de Artes y Ciencias), einen schönen großen Park (ehemals Turía) im Herzen der Stadt, eine schöne Universität und einen schönen Strand.

 

Fazit Uni:
Im großen und ganzen nicht so verschieden wie ich es gewohnt war.
Der Unterricht ähnelt mMn mehr der einer Fachhochschule. In jedem Fach gibt es aber ein benotetes Begleitpraktikum, was ich echt gut finde. Die Prüfungen sind aufgeteilt in zwei Teile, was mir auch ganz gut gefällt. Es ähnelt jedoch deutlich mehr der Schule, vom „Hörsaal“ her, der mehr wie ein Seminarraum ist, es gibt keine extra Übungen, die sind in die Vorlesung integriert. Die Notenvergabe hängt nicht an einer Prüfung.
Es war auch das erste Mal, dass eine Frau die Vorlesung gehalten hat, das kannte ich im Ingenieuresbereich noch nicht. Die Vorlesung und Übungsbeispiele sind weniger theoretisch und deutlich näher an der Praxis. Die Gruppen in den Vorlesungen sind deutlich kleiner, man ist näher am Dozenten. Es ist viel mehr aufgebaut, wie wir es aus der Schule kennen, mit einer Klasse durch das ganze Programm. Das ganze hat mir ähnlich auch schon mein Freund Matthieu von Frankreich erzählt, doch das werde ich auf meiner Reise hoffentlich auch noch sehen :) Der Nachteil daran ist mMn, dass man eigentlich nur Kontakt zu den gleichen 20-30 Schülern über die Jahre hinweg hat.
Was mir am französischen System (nicht spanisch!) von Matthieu aus seinen Erzählungen zudem gut gefällt, ist eine zweijährige Grundausbildung für Ingenieure wo man sich erst danach entscheidet.
Im Praktikum hat auch das Equipment nicht funktioniert, der Ablauf ist ähnlich, doch ist dort in jedem Praktikum ein Abschlussbericht pro Termin Pflicht – wie gut, dass ich da ned studieren muss :D

 

Und wir waren in Spanien, dh jede Vorlesung beginnt 10 Minuten zu spät, vlt genau das richtige für mich?

 

 

 

Ich verließ daraufhin Valencia, das ich so lieb gewonnen hatte, ich fühlte mich in Lukas WG wie ein echter Mitbewohner und brach schweren Herzens auf, aber es geht weiter. Danke Anna, Ausa, Sara, Sophia, Richie und Viktor für die geniale Zeit mit euch! Ich werde mich gerne an euch erinnern und ich würde mich freuen, wenn wir uns bald mal wiedersehen :)
Und wenn ihr euch fragt, was das komische Bild da oben ist, das haben wir Sara zum spanischen Muttertag gemalt, da sie "la madre" der WG ist.

 

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